Apnoetauchen? Was ist das eigentlich?

Viele Menschen kennen den Apnoesport bisher nur aus dem Fernsehen: in diversen Shows sind Apnoesportler zu bewundern, die mit Tauchzeiten weit jenseits der fünf Minuten glänzen, oder ähnliche Höchstleistungen unter Wasser und nur mit angehaltenem Atem vollbringen. Leider ist der Apnoesport außerhalb dieser publikumswirksamen Auftritte in Deutschland eher noch eine exotische Randsportart, die jedoch weit mehr Facetten als die im TV oft dargestellten Disziplinen besitzt.

Die Faszination Apnoetauchen kann jeder selbst entdecken, der hinreichend gut schwimmen kann und die im Tauchsport allgemein vorgeschriebene tauchärztliche Untersuchung besteht, die für einen normal trainierten Menschen in der Regel keine sonderliche Hürde darstellt. Nachfolgend wollen wir daher einen Überblick über die Vielfältigkeit des Apnoesports geben.

Ursprung und Entwicklung

Freitauchen, ohne Gerät, und mit nur einem Atemzug: Apnoe [a`pno: ?], griech. 'ohne Atem'.

Hervorgegangen aus jahrtausendalten aquatischen Jagd- und Kulturtechniken wie dem Speerfischen, dem Tauchen nach Schnecken, Perlen und Schwämmen, hat sich Apnoetauchen im 20. Jahrhundert eigenständig als reiner Sport entwickelt.

Während die Aufmerksamkeit anfangs auf den spektakulären Tiefenrekorden der ersten Apnoe-Extremsportler lag, so wird das Apnoetauchen heute weltweit als Breiten- und Leistungssport betrieben. Der führende Ausbildungsverband für das Apnoetauchen in Deutschland ist der VDST, die Wettkampforganisation obliegt dem Verband AIDA. Beide Verbände kooperieren eng zur Förderung des Apnoesports. Die Übergänge zwischen Apnoetauchen als Naturerlebnis und dem Leistungssport sind daher fließend.

Apnoetaucherin

Die verschiedenen Apnoedisziplinen

Ähnlich wie im Schwimmsport unterscheidet man im Apnoetauchen verschiedene Disziplinen. Die wichtigsten und bekanntesten Disziplinen sind:

  • Streckentauchen mit und ohne Flossen (Dynamic Apnea)
  • Tieftauchen mit konstantem Gewicht (Constant Weight) oder variablem Gewicht (Variable Weight), mit und ohne Flossen
  • Freies Tieftauchen (Free Immersion) durch Hangeln am Seil, mit und ohne Flossen
  • Zeittauchen (Static Apnea)
  • No Limits

Beim Streckentauchen (Dynamic Apnea) ist das Zurücklegen einer möglichst weiten Strecke unter Wasser das Ziel. Hierbei kommt gerne die sog. Monoflosse zum Einsatz da sie einen größeren Vortrieb als normale Flossen erzeugt. Konstantes Gewicht (Constant Weight) bedeutet, dass die verwendete Bleimenge während des gesamten Apnoetauchganges stets am Körper verbleibt (i.d.R. ein Bleigurt). In der Disziplin Variables Gewicht (Variable Weight) kann sich der Taucher hingegen in der Tiefe seiner Gewichte entledigen, wodurch ein schnellerer Aufstieg zur Oberfläche möglich wird. Im Gegensatz zum normalen Tieftauchen mit konstantem oder variablen Gewicht, bei welchem das Führungsseil nicht berührt werden darf, ist dies beim Freien Tieftauchen (Free Immersion) erlaubt und das Seil darf als Hilfsmittel eingesetzt werden. Das statische Zeittauchen (Static Apnea) ist das stationäre Tauchen ohne Ortsveränderung. Tauchgänge in dieser Disziplin werden in der Regel im Pool liegend an der Wasseroberfläche durchgeführt. Hier kommt es vor allem auf die mentale und physische Entspannungsfähigkeit an um eine möglichst lange Tauchzeit zu erreichen.

Die auf absolute Tiefenrekorde konzentrierte Disziplin No Limits wird bei uns nicht ausgeübt. Hier werden technische Hilfsmittel wie der Gewichtsschlitten und ein Hebeballon für den Auftstieg verwendet. Diese extreme Variante des Apnoetauchens ist nicht mit vernünftigem Aufwand absicherbar und kann auch gefährlich schnell über die Grenzen der körperlichen und technischen Leistungsfähigkeit führen.

Die Ausrüstung

Prinzipiell kann man seine ersten Apnoeerfahrungen mit einer normalen Maske und Schnorchel aus dem Gerätetauchbereich sammeln, lediglich die im Gerätetauchen üblichen Flossen sind für das Apnoetauchen vollkommen ungeeignet. Hier kann aber zu normalen Schnorchelflossen gegriffen werden. Wie in allen Sportarten gibt es natürlich auch im Apnoesport speziell angepasste Ausrüstung.

Mit Urlaubsschnorcheln hat Apnoetauchen nur wenig gemeinsam. Beim Schnorcheln enden die kurzen Abstiege in die Unterwasserwelt in der Regel mit dem ersten Atemreiz.

Der Apnoetaucher geht - je nach Trainingszustand - unter Umständen weit über diesen ersten Atemreiz hinaus. Der Schnorchel gehört aus Sicherheitsgründen während des Tauchganges immer aus dem Mund, er wird nur zur Tauchgangsvorbereitung (Atmung) und zur Sicherung an der Wasseroberfläche verwendet (Beobachtung). Einige Apnoeisten verwenden auch sog. Mittelschnorchel aus dem Flossenschwimmsport. Hier sitzt das Atmenrohr nicht seitlich, sondern mittig vor dem Kopf.

Mit Urlaubsschnorcheln hat Apnoetauchen nur wenig gemeinsam. Beim Schnorcheln enden die kurzen Abstiege in die Unterwasserwelt in der Regel mit dem ersten Atemreiz.

Der Apnoetaucher geht - je nach Trainingszustand - unter Umständen weit über diesen ersten Atemreiz hinaus. Der Schnorchel gehört aus Sicherheitsgründen während des Tauchganges immer aus dem Mund, er wird nur zur Tauchgangsvorbereitung (Atmung) und zur Sicherung an der Wasseroberfläche verwendet (Beobachtung). Einige Apnoeisten verwenden auch sog. Mittelschnorchel aus dem Flossenschwimmsport. Hier sitzt das Atmenrohr nicht seitlich, sondern mittig vor dem Kopf.

Schnorchel

Apnoe-Tauchmaske

Mit der Maske und gewöhnlichen Flossen ist die Ausrüstung für das Apnoetauchen im Prinzip schon komplett. Wichtigstes Merkmal einer speziellen Apnoe-Maske ist ihr im Vergleich zu einer Maske für das Gerätetauchen verkleinertes Innenvolumen.

Zum Schutz vor Auskühlung wird im Freiwasser, und oft auch beim Training in der Halle, ein spezieller Neoprenanzug getragen. Der Bleigurt kompensiert den Auftrieb des Anzugs und dient zur Tarierung auf die gewünschte Zieltiefe.

Apnoeflossen

Bei fortgeschrittenem Trainingsstand kann die Ausrüstung dann weiter spezialisiert werden. Man wechselt von der normalen Flosse auf die längere, vortriebstarke Apnoeflossen oder auch auf die Monoflosse, wenn Delphin der bevorzugte Schwimmstil unter Wasser ist.

Stoppuhr und Pulsuhr sind wie in anderen Sportarten gängige Trainingswerkzeuge. Letztere liefert interessante Aufschlüsse über die momentane Ausprägung des Tauchreflexes, einer bei vielen Tieren und auch beim Mensch beobachtbaren Reduzierung der Herzfrequenz durch Eintauchen des warmen Gesichts in vergleichsweise kaltes Wasser bei angehaltenem Atem. Der Tauchreflex wird beim Apnoetauchen unmittelbar genutzt, um den Sauerstoffverbrauch zu reduzieren.

Wingfin

Beim Tieftauchen im Freiwasser wird gelegentlich ein Tauchcomputer eingesetzt, um die Apnoetauchgänge zu protokollieren. Um den Sport auszuüben sind letztlich weder besondere Flossen noch teure Instrumente erforderlich.

Unerläßlich für das Tauchen im Freiwasser ist hingegen die Rollboje mit dem Führungsseil. Nur unter Verwendung des Seils ist Apnoetauchen sicher durchführbar. In einem exakt koordinierten Ablauf zwischen Taucher und Sicherungsstaucher wird strikt entlang des Seils ab- und wieder aufgetaucht.

Rollboje mit Seil

Körperliche und psychische Aspekte

Wie in allen Sportarten sind bestmögliche körperliche Fitness und die Beherrschung der Technik auch wesentlichen Grundlagen für Leistungsfortschritte im Apnoetauchen. Einige spezielle Elemente tragen zur besonderen Faszination des Sports bei:

  • Die reflektorische Anpassung an Wasser als umgebendes Element
  • Die Entwicklung mentaler Stärke und Gelassenheit, vor allem beim Tieftauchen
  • Die Verbesserung der Qualität der Atmung sowie der Fähigkeit zur Entspannung
  • Die Toleranzentwicklung des Körpers gegenüber O2-Mangel- und CO2-Überschuss-Zuständen
  • Das Vertrauen auf den Tauchpartner / das Team während der obligatorischen Sicherung aller Apnoetauchgänge
  • Das Erlernen des Druckausgleichs bei zunehmender Tiefe
  • u.v.m

Das Apnoetraining zielt darauf ab, die Tauchtiefe, Tauchstrecke oder Tauchzeit langfristig systematisch zu verbessern. In einer verlängerten Apnoephase ist dazu immer die aktive Sicherung durch den Tauchpartner oder das Team erforderlich.

Die Sicherung

Charakteristisches Merkmal aller üblichen Disziplinen des Apnoetauchens, gleich ob es im Freiwasser oder in der Halle durchgeführt wird, ist die Partner- oder Teamsicherung.

Es kann jederzeit passieren daß der Tauchgang nicht wie geplant verläuft, es zu technischen oder körperlichen Problemen kommt, und der Apnoeist in Bedrängnis gerät. Im ungünstigsten Fall kommt es zu einer Bewusstlosigkeit unter Wasser oder an der Wasseroberfläche nach dem Auftauchen (Blackout). Jetzt ist die sofortige Hilfe der obligatorischen Sicherungstaucher erforderlich um den Apnoisten zu bergen und geeignete Maßnahmen einzuleiten. Meistens reicht hier schon eine einfache Stabilisierung an der Wasseroberfläche um dem Taucher das Atmen wieder zu ermöglichen.

Bei uns gibt es daher keine Tauchgänge ohne geordneten Sicherungsablauf und kein Apnoetraining ohne koordiniertes Sicherungsverhalten der Gruppe. Genau wie im Gerätetauchsport gilt beim Apnotauchen: Tauche und trainiere nie alleine!

Das Sicherungsverhalten und die korrekten Sicherungstechniken sind integraler Trainingsbestandteil. Wer möchte, kann unter diesen Bedingungen auch gefahrlos an die eigenen Leistungsgrenzen gehen.

Tauchgruppe an Apnoeboje beim Tieftauchen

Beim Streckentauchen wird ein Führungsseil horizontal in geringer Tiefe gespannt. Die Sicherung erfolgt über die gesamte Distanz durch permanente Beobachtung durch einen oder mehrere Sicherungstaucher. Der Sicherungstaucher taucht jedoch erst auf ca. dem letzten Drittel der abgesprochenen Strecke zum Apnoeisten herab und sichert jetzt durch unmittelbare Begleitung auf fast gleicher Höhe mit dem Apnoeisten das Ende der Streckentauchphase.

Während der Auftauchphase befindet sich der Sicherungstaucher leicht unterhalb des Apnoeisten. In den Abschnitten der unmittelbaren Sicherung versucht der Sicherungstaucher so nah wie möglich am Apnoeisten zu sein um ggf. schnell eingreifen zu können. Eine Berührung ist jedoch unbedingt zu vermeiden um die Konzentration nicht zu stören. Der Sicherungstaucher kann seine Anwesenheit durch Halten einer Hand in den Sichtbereich des Apnoeisten anzeigen, noch besser sind jedoch akustische Laute.

Auftauchen nach Streckentauchen mit Sicherungstaucher

Entgegen der ersten Vermutung droht beim Tieftauchen in der größten Tiefe kaum Gefahr: Der hohe Umgebungsdruck sorgt für einen entsprechend hohen Sauerstoffpartialdruck im Blut.

Erst beim Aufstieg, wenn der Sauerstoff durch Muskeltätigkeit weitgehend verbraucht ist, und gleichzeitig die starke Druckentlastung auf den letzten Metern nochmals zu einem stärkeren Absinken des Sauerstoffpartialdruckes führt, kann es bei Tauchgängen an der Leistungsgrenze zu Sauerstoffmangelerscheinungen kommen.

Aus diesem Grund nimmt der Sicherungstaucher den Taucher auf dem letzten Drittel seines Aufstiegs entgegen, geleitet auf Armweite mit Blickkontakt nach oben und sichert die Erholungsphase an der Oberfläche ab.

Der Athlet wiederum versucht seinerseits, sich so entspannt wie möglich nach oben treiben zu lassen und ist zu diesem Zweck so tariert, daß er ab ca. der halben Maximaltiefe bereits eigenen Auftrieb erfährt und damit auch ohne Flossenkraft in jedem Fall an die Oberfläche gelangt.

Sicherung beim Auftauchen beim Tieftauchen

Was bringt mir das als Gerätetaucher?

Auch Gerätetaucher profitieren durch erworbene Apnoe-Fähigkeiten: Eingeatmet oder ausgeatmet Kopf und Körper unter Kontrolle zu haben schafft Zeit, und hilft Hektik oder Panik bei Problemen zu vermeiden. Der Taucher hängt nicht mehr sklavisch an seinem Atemregler. Im SSV Union 06 e.V. sind Elemente des Apnoetauchens daher auch immer Bestandteil des allgemeinen Konditions- und Koordinationsstrainings für das Gerätetauchen.

Allerdings unterscheidet sich das Apnoetauchen in der Tauchpraxis fundamental vom Gerätetauchen und hat völlig eigenständige Ausbildungsinhalte. Wir haben sehr erfahrene Apnoe-Tauchlehrer (APTL) in unseren Reihen, die an der Entwicklung der Ausbildungsstandards für das Apnoetauchen im VDST entscheidend mitgewirkt und den SSV Union 06 zum führenden Verein im Apnoebereich in der Region gemacht haben.

Bei Interesse am Apnoetauchen steht die Leitung der Tauchgruppe gerne für weitere Fragen zur Verfügung. Die Kontaktdetails befinden sich auf der Informationsseite.

Stimmen zu unserem Training

"I think those trainings were the best I experienced in Hannover :) I miss that ..."
(Petr Zlatuska, Czech National Freediving Team, 2008)

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